Landeszeitung Lüneburg, Donnerstag, 12. September 2013

 

Luft, Land, Wasser, Saft

Arbeiten von Astrid Andre und Lothar Krüll

Für die Welt unter Wasser hatte Lothar Krüll schon immer ein Faible. Der Teenager pflegte ein großes Aquarium, später ging er tauchen. Jetzt hat er als Künstler die Fische aufs Trockene geholt: Seine Installation „Schwarm“ bildet den Mittelpunkt der aktuellen Ausstellung „Früchte der Arbeit“ im Haus der Avacon. Zusammen mit Kollegin Astrid André hat Lothar Krüll die Glas-Galerie an der Lindenstraße wieder — andeutungsweise — zu einem Aquarium gemacht.

 

Die Skulptur zeigt einen stilisierten Schwarm blauer Fische, die mit weit geöffneten Mäulern in geordneter Formation durch das Wasser schießen. Der Bildhauer Lothar Krüll, Leiter der Kunststoff-Werkstatt der Düsseldorfer Kunstakademie, hat mit Materialien gearbeitet, die eher unorganisch sind, mit Stahl und Glasfaser-verstärktem Kunststoff.

 

Dieser Gegensatz von Natur und Industrie prägt auch die weiteren fünf Werke. Im Kern geht es jeweils um Konservendosen, deren Inhalt umgestülpt wurde: Zu sehen sind jeweils — erstens — die Früchte und zweitens die Form, die der Saft in der Dose gehabt haben muss, mit den entsprechenden Leerräumen, die von den (nicht immer der Realität entsprechenden) Beeren ausgefüllt wurden: ein Spiel mit Positiv und Negativ.

 

Früchte spielen auch in einem Ölbilder-Zyklus von Astrid André eine Rolle: Äpfel, Zitronen und Stachelbeeren präsentiert die Malerin wie in einer biologischen Studienreihe in hell ausgeleuchteter Großaufnahme. Es geht um Ausstrahlung der glatten und faserigen Oberflächen, man möchte mit den Fingern über die Leinwand streichen.

 

Der Großteil der 99 Arbeiten aber bezieht sich auf urbane und natürliche Landschaften: Details der Lüneburger Altstadt-Architektur, bizarre Küsten, Fjorde, mildes Binnenland, Berge, Nebelmeer unter den Gipfeln, damit schlägt die Lüneburgerin einen Bogen zu dem Schwarm. Eine Reihe kleiner Gouachen entstand plein air, also tatsächlich vor Ort, im Grünen. Im Gegensatz zu den wiederum präzise ausformulierten Großaufnahmen geht es bei den Miniaturen eher um die Ordnung der Landschaft — Menschen haben weder in der einen noch in der anderen, auf Langzeitbelichtung angelegten Serie einen Platz.

 

Stichwort Langzeit: Die Ausstellung läuft bis 1. November.