Landeszeitung Lüneburg, 4. September 2010

 

Irgendwann müssen es Blumen sein

Astrid André und Ingrid Wolf-Junker stellen ab morgen im Heinrich-Heine-Haus aus

"Wenn man auf Farbe fixiert ist, kommt man an Blumen irgendwann nicht mehr vorbei", sagt Astrid André. Nun ist es für die Lüneburger Künstlerin so weit. Rund anderthalb Jahre lang studierte - und malte - sie die Pracht im eigenen Garten, die Ergebnisse, durchweg Öl auf Leinwand, sind jetzt erstmals zu sehen. Zusammen mit ihrer Hamburger Kollegin Ingrid Wolf-Junker stellt Astrid André im Heinrich-Heine-Haus aus. Titel: "Kunst natürlich - natürlich Kunst". Vernissage der Doppelausstellung ist am Sonntag, 5. September, 11.30 Uhr.

 

Mohn und Glockenblume, unscheinbare Fetthenne und prächtige Tulpe: Die Malerin nähert sich den schönen Pflanzen, die mit unzähligen Farben und Formen um die Aufmerksamkeit der Bienen werben, konsequent über die Blüte. Dabei geht es vordergründig um technisch makellos ausgeführten Realismus - man scheint die pelzigen oder fedrigen Strukturen der Blätter fühlen, das Sonnenlicht auf der Haut spüren zu können. Durch die mitunter extreme Vergrößerung gewinnen die leuchtenden, strahlenden Blüten, die mit ihren Blättern bis an den Bildrand reichen, also weitgehend losgelöst von ihrem Umfeld erscheinen, eine Ästhetik, die nicht mehr an die biologische Zusammenhänge gebunden ist.

 

Ingrid Wolf-Junker widmet sich eher verborgenen, im Schatten wachsenden Strukturen der Natur: Oberflächen von Baum und Borke, filigrane Muster auf gewöhnlichen Steinen, fantastische Formen von Pilzen und Korallen. Auch hier kommt das Kleine ganz groß raus, wachsen Rillen zu Abgründen, wuchern Wülste und Falten zu Gebirgen. Aber es gibt auch den Blick auf das Ganze - Landschaftsimpressionen, Reiseskizzen. Manchmal ist die Umgebung der abgebildeten Fundstücke (einige von ihnen werden im Original bei der Ausstellung gezeigt) einfach erfunden. Zum Filigranen passt die Technik: Neben Gemälden präsentiert Ingrid Wolf-Junker vor allem Graphit- und Tusche- Zeichnungen, die Tinte führt in der Fläche zu zartbraunen erdigen Oberflächen. - Die Ausstellung läuft bis 19. September (sbd., so., mi. von 11-18 Uhr). Zur Einführung am Sonntag spricht Dagmar Detlefsen.