Landeszeitung Lüneburg, 19. September 2015
Die Gemälde tragen so schöne Titel wie “Poggio della Guardiola" und "Terra di San Gimignano", sie zeigen das "Cap de la Chevre" und den "Pointe de Kerroux": Orte, die nicht nur spektakuläre Namen haben, sondern auch für Betrachter wie für Künstler etwas hergeben, beschreibt Astrid André nun im Heinrich-Heine-Haus. "sieh mal an" heißt die Ausstellung, die morgen eröffnet wird.
Noch brennt eine Birne nicht in der Beleuchtung der Galerie, aber die Bilder, die großformatigen jedenfalls, behaupten sich auch so. Farbe darf leuchten, das gilt für die Ölgemälde, die etwa pralle Aprikosen zeigen, oder gelb strahlende, supersaure Zitronen. Das gilt aber vor allem für die sonnendurchfluteten Landschaften, für die die wellige Toskana vor allem, die milden Küstenlandschaften und eben für das markante "Cap de la Chevre". Solche Motive werden noch einmal in kleinen Gouachen aufgenommen beziehungsweise umgekehrt: Was Astrid André, die Vorsitzende des Bundes Bildender Künstler Lüneburg ist, vor Ort mit der wasserlöslichen Farbe malte, die sich in ihren Eigenschaften zwischen Aquarell und Öl bewegt, wurde später im Lüneburger Atelier noch einmal auf Leinwand ausgebreitet.
Dabei dürfen dann Details verschwinden, es sind vor allem die gegeneinanderstoßenden Formationen, für die sich die Malerin interessiert, und für die sie ihre Landschaften ausräumt. "Wasser und Himmel sind ja sowieso reizvoll", sagt sie. Menschen sind dafür nirgends zu sehen, "die würden auf den Bildern zu wichtig wirken". Für andere Naturmotive konnte die Malerin daheim auf der Terrasse bleiben: Eine Serie von Porträts einheimischer Vögel, von Stockente über Haubentaucher bis Bienenfresser, rundet die Ausstellung ab. Keine ornithologischen Studien sind zu sehen, sondern extreme Nahaufnahmen der kleinen Gesellen, die nun einen durchaus bedrohlichen Blick bekommen.
"sieh mal an", das ist also als Verweis auf verschiedene Blickwinkel gemeint. Die Vernissage, morgen, Sonntag, beginnt um 11.30 Uhr. Zur Einführung spricht der Kunsthistoriker Eberhard Stosch. Die Ausstellung der 49 Arbeiten, die hauptsächlich aus den vergangenen zwei Jahren stammen, ist bis zum 4. Oktober geöffnet, sonnabends, sonntags und mittwochs von 11 bis 18 Uhr.
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