Landeszeitung Lüneburg, 1. November 2002

 

Höherer Realismus

Astrid Andrés erste Lüneburg-Ausstellung

"Das ist meine Vorstellungsrunde", sagt Astrid André. Die Künstlerin hat ihren Lebensmittelpunkt verlegt, von Düsseldorf nach Lüneburg. Die "Düsseldorfer Jahre" hat sie hierher mitgebracht und nun die Wände von Atelier und Wohnung im Herzen der Stadt verteilt. "Stadt, Land ... Küste" überschreibt sie ihre Zwei-Tage-Präsentation.

 

Die Stadt, das ist zunächst einmal Düsseldorf. Entleert von Menschen, reduziert auf Werbeflächen, Telefonzellen, Bahnlandschaften, wird die Stadt zu einem kühlen, seelenlosen Areal. Die Bilder sind mit fotorealistischer Tiefenschärfe gemalt, die abgebildeten Orte sind in der Regel zu identifizieren. Doch der Malerin geht es nicht ums Abbilden, sie interessiert sich für den Klang von Farben und Formen, sie taucht ihre Bilder in scharfes Licht, reduziert alles auf das Wesentliche, wodurch ihre Arbeiten große Präsenz gewinnen.

 

Astrid André, 1962 geboren, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie war Meisterschülerin von Konrad Klapheck, der in der Nachfolge von Pop Art bekannt wurde mit hyperrealistischen Bildern, auf denen Technik (Schreibmaschine, Nähmaschine, Treckerreifen) monumentalisiert (und ironisiert) erscheint.

 

Die Klapheck-Schule ist wirksam. Auch die Landschaften, die Astrid André malt, seien es die Toskana oder Steilküsten auf Mallorca, werden in eine Art überhöhtem Realismus gezeigt. Weicher erscheinen die kleinen Gouachen, sie sind vor Ort gemalt, dienen als Vorlage für großformatige Arbeiten, die sich im Atelier "verselbstständigen", wie die Malerin sagt. Die Lust an der Farbe findet besonderen Raum bei Bildern aus Burano, eine Stadt auf der Insel in der Lagune von Venedig. Astrid André geht leuchtend bunten Häusern nach, zeigt Spiegelungen im Wasser und entleert die Gassen von den Menschen.

 

Ihre Ausstellung (Kalandstraße 15a) ist Sonnabend und Sonntag, 2./3. November, jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet.